Der vergessene
Eishockeyspieler
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Von unserem Redaktionsmitglied
MICHAEL BAUER
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Was wäre der ERV Schweinfurt
ohne den FC Bayern München?
Am vergangenen Freitag in
Pfaffenhofen in der Eishockey-Bayernliga
mit einem Mann weniger
angetreten! Klingt komisch, ist aber
so. Denn hätten die Bayern nicht
gegen Hoffenheim gekickt, es wäre
kaum der Fanclub „Mainschleife“
aus Volkach auf Achse und in der
Lage gewesen, einen einsamen
Schweinfurter Eishockeyspieler aufzulesen,
den der ERV-Tross an einer
Raststätte hatte stehen lassen.
Aber von vorn: Da machen sich,
einen Bus füllend, gestandene Franken
– denn sie wissen nicht, was sie
tun – auf, den Fußballern des FC
Bayern zuzuschauen. Sie bekommen
Hunger, pausieren nahe Ingolstadt.
Sie freuen sich, im benachbart parkenden
Massengefährt anhand des
Schweinfurter Kennzeichens weitere
fränkische Bayern auszumachen.
Vermeintlich, weil nach ein paar
Sätzen klar ist, dass sie mit den
Puckjägern der Mighty Dogs plaudern.
Letztere sind spät dran, wollen
los. Das scherzhafte „Vergesst bloß
keinen, nicht, dass wir ihn mitnehmen
müssen“ wird lächelnd gekontert:
„Wir sind doch nicht blöd.“ Im
ERV-Bus heißt’s, so Abteilungsleiter
Steffen Reiser später, noch rasch:
„Alle da?“ Ein schmissiges „Ja“, Motor
an, Gang rein und ab. Dumm
nur: Nichtanwesende können
schlecht „Nein“ plärren. Und so
steht er fuchtelnd da, der arme Thomas
Richter. Von dem wir nicht
wissen, ob er auch Fußball-Fan ist.
Aus Garmisch stammend, dürfte
er zumindest München mögen. Die
Bayern spätestens, seit – jetzt
kommt wieder die „Mainschleife“
ins Spiel – die netten Volkacher ihn
aufgegabelt haben. Im Fan-Bus durfte
Richter mitfahren und per Handy
mit seinen Kollegen einen Treffpunkt
aushandeln. 20 Minuten später
saß er im richtigen Bus, und gut
war’s. Das heißt: Nicht ganz, denn
die Dogs kassierten eine 1:6-Pleite,
und vielleicht wäre Richter doch
lieber mit zu den Bayern – die gewannen
2:0.
So weit, so gut. Würde sich nicht
der Verdacht aufdrängen, der ERV
könnte Thomas Richter absichtlich
stehen gelassen haben. Im Spielbericht
der Jugend nämlich stand’s geschrieben,
dass der Trainer bei der
Fahrt nach Geretsried seine Jungs
zwei Kilometer vor der Halle zum
Aussteigen aufgefordert hat, um den
Rest joggend zurück zu legen, als
Aufwärmprogramm. Quasi. Sollte
sich Richter auch nur aufwärmen?
Oder an ihm eine neue Trainingsmethodik
getestet werden? Wir
bleiben am Ball – äh, Puck. Versprochen!
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